Vixen Pulsar 102M-FH-Refraktor 102/1300mm

bis 23.10.2019

Fingerzucken ... und wieder mal grandios gescheitert ;-)

Und wieder konnten die Finger nicht ruhig bleiben ... in einem Astroforum wurde dieser Refraktor mit diesen Ausmassen angeboten. Quasi parallel zu einer Diskussion in "meinem" Forum zu einem Bresser 102/1350mm, der neu auf dem Markt ist und vielleicht auch ein Revival der guten klassischen langen FH-Refraktoren sein sollte ... . Leider hat zumindest der getestete Refraktor dieser Bauart bei einem erfahrenen Teleskopnutzer weitgehend versagt. Und nun wurde sozusagen ein "Urahn" dieses Gerätes angeboten; ein japanischer 102/1300er FH-Refraktor. Nachdem ich zuerst dem vom Bresser enttäuschten Sternfreund auf diesen aufmerksam gemacht habe, der ihn aber nicht wollte, begann es bei mir "zu jucken" .. Ergebnis: wie auch anders nicht zu erwarten: den netten Verkäufer kontaktiert und schnell einig geworden. Okeee ... so ein Megaschnapper ist der Refraktor nun wirklich nicht, aber Neugierde hat manchmal ihren Preis (liegt etwas über dem Neupreis des Bressers ...). Zufälligerweise konnte ich dann auch noch den originalen Preis in einer 1983er Ausgabe der Zeitschrift "Sterne und Weltraum" ermitteln: Es wurde seinerzeit als "Custom Pulsar-M" auf azimutaler Montierung für 1350DM angeboten.
Der Verkäufer schickte mir einige Photos .. ja, der Refraktor hat schon was auf dem Buckel: da ist etwas Rost an einigen Bauteilen, kleine Lackabsplitterungen und auch das Objektiv wurde mal geputzt. Und zudem hat der OAZ einen recht skuril anmutenden Anbau, dessen Sinn wohl erst die praktische Nutzung erklären wird. Problem wird nun noch eine gewisse Wartezeit, denn das Gerät lagert derzeit in Wuppertal und muss ja erst einmal nach Stuttgart kommen ...

Ja und gestern kam er nun ... es stand ein großes gut gepacktes Paket im Treppenhaus. Schnell ausgepackt und .. sah gut aus. Bei einer Länge von ca 133cm, einem Tubusdurchmesser von 115mm wiegt das Gerät mit 7x50er Sucher ca. 5.3 Kilo. Was sofort auffiel, war der - obwohl nur 12mm mehr Öffnung - wirklich dicke Tubus. Dagegen wirkt der 90er (wiegt ca 4.3 Kilo bei ähnlicher Länge ) fast schon wie ein Spargel. Die Einzelteile gut verpackt, habe ich denn dann schnell zusammengebaut, inclusive der komischen Konstruktion am OAZ. Die habe ich erstmal abgebaut; so habe ich dann auch den Fokussierbereich vom 90er an den 102er gesetzt. Glück hatte ich, dass mir der nette Verkäufer eine Sucherbasis neueren Datums beigelegt hatte, so konnte ich da einen noch vorrätigen "Vixen" Sucher anbauen. Hat gut geklappt.
Da zu aller Überraschung draussen nicht das "totale" Grau herrschte, sondern hier und da ein Sternenpunkt am Himmel stand, nahm ich mal allen Optimismus zusammen und - ja wollte raus. Nur hatte ich keine Schellen ... da wurde dann die Butenschön-Montierung aktivert, die hat ja 120-mm-Schellen. Der Tubus hat einen Durchmesser von 115mm ... das Problem der zuvielen 5mm wurde dann ganz einfach mit Hilfe zweier Socken gelöst, die zwischen Schelle und Tubus geklemmt wurden. Passte! Ich werd mir das mal als "Astro-Sockenklemmung" patentieren lassen und dann das Paar oller Strümpfe als "Astro-Spezial-Socken" für nur 99€ anbieten ... ;-)
Und dann gabs das erste Licht ... ich ging natürlich wieder mal auf Doppelsterne ... mit den ollen 0"96er Okis von Vixen und Zeiss. Erstes Objekt war eta Ori; 1"7, den der 102er trotz nicht wirklich ruhiger Luft locker "nahm". Dann 32 Ori (1"25), war am der Grenze, denn die Luft war nicht wirklich ruhig: Zeitweise konnte man die beiden Sterne aber mit kleinem Zwischenraum getrennt sehen, dies eher im Zeiss- als im gleichbrennweitigem Vixen Okular (V=217x). Hier kommen 12mm mehr Öffnung deutlich zum Tragen: während 90mm an diesem Doppelten ihren absoluten "Rand" finden, schaffen 102mm diese Distanz schon.
Rigel wurde dann im 16er Ortho auch gut getrennt. Dann weiter zum Orionnebel, in Trapez: da habe ich vergeblich die Komponenten E & F gesucht. Zwar war der Nebel und das Trapez schö zu sehen, das wird auch mal Zeit für eine Zeichnung, aber die Suche war nicht von Erfolg gekrönt. Sirius ... nee, der wurde auch mit 102mm nicht aufgelöst. Zu unruhige Luft. Und schliesslich noch NGC 2392, der Eskimo: dieser scheint dann ein wenig heller zu sein und den ZS sieht man deutlicher. Naja, die 12mm mehr Öffnung müssen sich ja auch bemerkbar machen. Zeta Cnc1 (1"1) deutlich länglich, ich gehe aber mal davon aus, das hier das Seeing nicht mitspielte, denn die Sternchen zappelten über einem benachbarten Hausdach.
Dann habe ich mal wieder abgebaut. Kurzes Fazit: Klasse Gerät! nach dem Lesen der Berichte über die 102er Bresser-Geschichten freue ich mich, hier einen ca 35 Jahre alten grundsoliden Refraktor vor mir zu haben. Und das, was im 4"-Bereich mechanisch und optisch zu erwarten sein darf, auch realisierbar ist. Ich bin natürlich neugierig, wie sich die Farbfehlersituation an diesem f12.9er FH ergeben wird ... dazu warte ich dann auf Mond und Planeten. Und ... (draussen ist es selbstverständlich wieder grau in grau) auf "Wetter".

Nun hat sich im Übrigen auch der merkwürdig anmutende Anbau am OAZ geklärt: Hierbei handelt es sich um einen Exzenter (dem Vixen "Tango-2"), der der flexiblen Einstellung von Nachführsternen dienen soll. Man kann in diesem das Okular ein wenig mit den drei Stellrädchen unterschiedlich positionieren, um dann einen Nachführstern auch ohne Herumstellerei am kompletten Gerät ins Bild zu bekommen.




Vixen FH 100/1300mm    Vixen FH 100/1300mm   

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Gestern am 21.02, gab es dann mal wieder einen halbwegs klaren Himmel. Refraktor auf die alte Butenschön-Montierung gepackt (die den erstaunlich gut trägt!), dann meine Astro-Socken-Klemmung um original Astro-Pizzakarton erweitert, so daß der Refri nun gut fest in den eigentlich zu großen Rohrschellen zu sitzen kam :-). Natürlich war der fast halbe Mond nun das Ziel und hier zeigte sich, daß der schöne Pulsar eben doch kein Apo ist, sondern ein f12.9er FH: es war schon eine leichte Gelbeintönung des Mondes sichtbar, wie auch ein leichte violette Einfärbung Rand am Mondrand. Ich habe dann mit einem Blackberry mal direkt auf das Okular haltend, ein paar Bilder gemacht und diese hier - bis auf eine Größenreduktion - unbearbeitet eingestellt. Die ersten beiden mit einem 25er Ortho, die zweite beiden mit einem 10er Ortho und das einzelne Untere dann mit dem 6er Ortho. Hier sieht man dann die Fehlfarbe auch, wenngleich unterschiedlich stark. Dies liegt aber an der automatischen Belichtungszeitsteueung im Blackberry.
Anzumerken ist, das der Farbfehler in der Dämmerung stärker in Erscheinung tritt als bei Dunkelheit; hier war er schwächer wahrnehmbar. Ansonsten erfreute sich das Bild aber einer wunderbaren Schärfe, die lediglich durch das nervöse Seeing bei V bis 217 fach gestört wurde.
Später gab es noch das beobachtbare Ende einer Sternbedeckung durch den Mond, die ich auch mal versucht habe, mit dem BB und dem Refraktor einzufangen ... man sieht das Sternchen schwach auf ca "13:30", kurz über dem Mondrand.


Vixen FH 100/1300mm    Vixen FH 100/1300mm   

Vixen FH 100/1300mm    Vixen FH 100/1300mm   

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Nach der "Socken-Montierungs-Befestigungs-Nummer" musste das "Setup" natürlich dann mal seriöser zusammengestellt werden. Da bot sich dann meine Selbstbausäule mit angeflanschter Vixen-Sensor-Montierung an. Ein nun in sich komplett "stimmiges" Gesamtes:

Vixen FH 100/1300mm    Vixen FH 100/1300mm   

Vixen FH 100/1300mm    Vixen FH 100/1300mm   


So ist es doch deutlich besser ;-)!