Historischer Steinheil-Refraktor 122/1460mm ...

Ja, die Sache wird amüsant bis skurril. Hier mal ein Bild des Objektives ... es stellte sich anhand einer Gravur an der Linsenfassung als eines der renommierten (leider nun verblichenen) Firma "Steinheil und Söhne" mit der Seriennummer 78457 heraus. Hmmh, ich habe gelesen, das die Seriennummern 63817 (1906) und die 85000 1917 erstellt wurden. Wenn dem so richtig ist, müsste dies um 1913/14 gebaut worden sein.
Hinten die schwarzen Flecken ist Tubusinnenfarbe, die im Laufe der Jahrzehnte auf das Objektiv geblättert und dann festgepappt ist. Die konnte ich mit Wasser glücklicherweise herunterbekommen. Das Objektiv selbst, indem reichlich Schmock zwischen den Linsen hängt, bekam ich nicht auseinander und werde das machen lassen.
Im Tubus befinden sich reichlich Blenden zur Unterdrückung von Streulicht

Steinheilrefraktor 120/1460mm    Steinheilrefraktor 120/1460mm    Steinheilrefraktor 120/1460mm   


Steinheilobjektive habe einen etwas anderen Linsenaufbau als normale Fraunhofer (FH)-Objektive. Hier sind die Linsen "quasi vertauscht" herum eingebaut, siehe ...

Steinheilrefraktor 120/1460mm


Das Objektiv hat netto 122mm Durchmesser, passt also in den Range eines Werbeblättchens von Steinheil aus dem Jahre 1872, wo ein eben solcher Durchmesser aufgeührt wurde. Allerdings hat das hier erwähnte 122mm Objektiv eine Brennweite von 59"/ca. 146cm. Das passt wiederum nicht zu meinem Objektiv, welches ja eine Brennweite von ca. 144-146cm hat, also ein f/12er ist. Neues Rätsel also.

Hier mal ein Größenvergleich zwischen diesem Refraktor und einem 70er Jahre Tasco 10K (80/1200mm)

Das besonders Spezielle an diesem Teleskop: wie es nach Stand der Recherchen (26.10.2019) aussieht, gab es das in diesem Zustand "nicht von der Stange". Es muss also ein Selbstbau sein bzw. eine Zusammenstellung aus diversen - vielleicht damals erwerbbaren Einzelkomponenten. So macht die azimutale Montierungs"wiege" schon den Eindruck, aus dem Hause Zeiss zu stammen. Man findet diese Art der Befestigung hier schon häufiger. Auch das Umlenkprisma mit dem eingebauten Filterrad kommt ja - siehe Emblem - aus eben dem Hause. Das Objektiv - klar - Steinheil. Daher nenne ich dieses Gerät dann auch einen "Steinheil-Refraktor", hier dient die Hauptoptik also als Namensgeber. Die Taukappe ist aus einer Art Kunststoff, der OAZ wiederum von Steinheil. Das passt dann auch ganz gut zur Aussage der Verkäuferin, das der "Opa hier wohl selbst Hand angelegt hatte."

Steinheilrefraktor 120/1460mm


Nun habe ich auch die ersten Schritte in Richtung "Restaurierung" getätigt; dieses schöne Gerät soll ja schliesslich wieder "aktiviert" werden. Und eine "Aufhübschung" hat es absolut verdient. Hierbei werde ich sowohl die Mechanik (OTA, Stativ) als auch das Objektiv in gute Hände geben und freue mich jetzt schon, diesen 122er Refraktor mit seinen ca. 105/106 Jahren "auf dem Tacho" wieder umfangreich in Betrieb zu nehmen.



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