zweiter Royal-Tokyo Refraktor R-74 76/1200mm

Klaßiker: Royal-Tokyo Refraktor 76/1200mm

... nun, manchmal gibts dann doch urige Zufälle: so konnte ich einen zweiten R-74, diesen aber in jammervollem, weil vergammeltem Zustand, auf meiner diesjährigen (2017) Weihnachtstour von Stuttgart zu meinen Eltern nach Lilienthal, in Rodgau (einem echt fiesen Nest in der Nähe von Frankfurt/Main) abholen und so vor dem endgültigen Verfall retten.
Montierung hakte, Objektivlinsen trüb vor Dreck, Metallteile angerostet, Okulare versifft. Na, war aber auch nicht teuer. In Lilienthal angekommen, wurde der 76er natürlich in den nächsten Tagen erst einmal wieder überhaupt ansatzweise nutzbar gemacht: Montierung entsifft (muss die noch fetten), Objektiv gereinigt, verkratzten Tubus geputzt und zwei der drei 0"96-Okulare auch (das dritte habe ich nicht "öffnen" können, da zusammengerostet ... (das mal zum Zustand des Ganzen).
Dieser zweite R-74 konnte dann - nach ewigen Wolkentagen - doch mal Sternenlicht bekommen: Und ... trotz des noch immer jammervollen äusseren Zustandes liefert das Teleskop das sahnemäßiges Bild, wie man es von einer solchen Optik erwarten kann. Eine Art "Aschenbrödel-Teleskop"

Wieder in Stuttgart zurück, wurde das alte Gerät dann endgültig in Funktion gesetzt. Also: weiter gereinigt, die Montierung mal auseinandergenommen und den verharzten Siff entfernt und nachgefettet. Dies war durchaus schon mal zielführend, denn die Montierung läuft nun zwar noch nicht wie neu, aber deutlich besser. Einige rostige Teile mit Antirostspray eingesprüht, so das auch hier die Funktion wieder gewährleistet ist. Das Okularauszugsrohr glänzte innen, notdürftig mit Papier ausgebessert, natürlich ein fast schon fauler Kompromiss :-). Auch die Okulare (SR-4mm, H12.5mm, H-20mm) gereinigt, soweit es möglich war, denn eines ist dermaßen vergammelt, das ich es nicht auseinandernehmen konnte. Nun denn, ich hab ja noch andere 0"96-Okulare hier.
Nach langen Tagen tat sich gestern tatsächlich mal ein mittlwerweile extrem seltenes Wolkenloch auf ... also den Refraktor auf den Balkon und testen: Und ... auch wenn das Teleskop wirklich immer noch sehr "rummelig" aussieht, es macht einen richtig guten Job: Doppelsterne wie e Lyrae bringt er lässig, schon ab 96fach aufgelöst. 76mm sollen nach Dawes für 1"49 reichen, e Arietis mit seinen 1"5 wurde nicht 100-prozentig getrennt, das lag aber eher an der unruhigen Luft. Andeutungsweise konnte er schon als zwei Sternscheibchen nebeneinander erkannt werden. a Piscium (1"85) wurde quasi im Vorbeigehen "mitgenommen", 80 Tau - auch mit 1"5 Abstand, aber einer Helligkeitsdifferenz von knapp 2 Größenklassen - habe ich nicht trennen können. Leider machte dann ein guter Film (bin "hängengeblieben" und Wolken dem Abend ein Ende. Aber erstes Fazit - trotz des optisch überarbeitungswürdigen Zustandes liefert der Refraktor richtig gut etwas ab. Bin mal gespannt, was da dann so am Planeten und Mond kommt.

Ich werde das schöne Stück aber wieder abgeben. Mag nun komisch klingen, aber irgendwie konnte ich den in Rodgau nicht vergammeln lassen (der lag wie Blei im bekannten Kleinanzeigenportal), daher habe ich den mitgenommen. Aber a) habe ich ja schon so einen und b) sind meine Räumlichkeiten voll ...
Wer also die Muße hat, hier ein wenig renovierende Hand (gerade auch was das "Aufhübschen" betrifft) anzulegen, kann so einen wunderbaren Klassiker bekommen, der so nicht mehr häufig zu bekommen sein dürfte. Und dies auch noch mit einer wirklich guten optischen Qualität.


  

     

  

  

  

  

  

Zwar ein altes Gerät, aber das heisst nichts Schlechtes. Okular hierfür war ein 0"96 "Vixen"-Or6mm

NGC 2392 PN Gem

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