Danubia Refraktor 60/900mm "ET-2" (Towa)

Und wieder einmal klappte es nicht - nach der Devise "Du hast schon genug Teleskope, lass bleiben" ... war da doch ein uralter Danubia 60/900mm Fraunhofer-Refraktor für kleines Geld in den bekannten "Kleinanzeigen" eingestellt ... also angeschrieben - überwiesen und ein paar Tage spä,ter kam dann ein wieder mal sehr ordentlich verpacktes Paket an. Beim Öffnen des Paketes stank es ein wenig nach fiesem Muff ... das Teleskop muss eine halbe Ewigkeit in feuchter Umgebung gelagert worden sein. Glücklicherweise haben diese Umstände aber keinen Schaden hinterlassen, wie ich dann zufrieden zur Kenntnis nehmen konnte.

Es handelt sich (auch bei diesem 60/900er) um ein Gerät der "bekannten" in Japan gefertigten Sorte, wie sie auch unter Namen wie "Tasco", "Bresser", "Towa" und Co. vertreiben wurden: Mit der bekannten kleinen Japan-Montierung, dem braunen Holzstativ und der Ablageplatte für die 0"96-Okulare. Unterscheiden tun sich diese Geräte in der Ausstattung (wobei ich bei diesem hier nicht genau sagen kann, was denn nun die "Grundausstattung" ist): Zunächst einmal kam dieser 60/900er leider wieder mit dem popeligen auf ca 9mm abzublendendem 5x24er Einlinser-Sucher. Der taugt ja bekanntermassen mal nix. Wenigstens ist die Aufnahme des Suchers genau einstellbar, da es zwei "Lagermöglichkeiten" zum Ausrichten des Suchers gibt. Wenigstens hier: sinnvoll. Weiter gibt es bei diesem Teleskop einen Sonnenprojektionsschirm (gut!), sowie ein Umkehrprisma und natürlich auch ein Zenitprisma - alles in 0"96 gehalten.
An Okularen war hier nur eines dabei - allerdings ein recht Seltenes (zumindest habe ich dieses so noch nicht in der Hand gehabt ... und ich habe schon so einige Okulare genutzt ;-) ): ein K-12er Okular, welches dann eine 75fache Vergrößerung ergibt. Weiter ist noch eine 2x Barlowlinse mit von der Partie, die aber auch unbrauchbar ist, das auch sie (wie der Sucher) nur ein chromatischer Einlinser ist, der das Bild unnötig bunt macht. Weiter ist noch ein 6-18mm Zoomvorsatz mit im Gepäck, von dem ich allerdings glaube, dass der nachträglich zugekauft wurde. Und natürlich durften die unvermeidlichen beiden Okularfilter für Sonne (nicht nutzen!) und Mond auch nicht fehlen. Im Gegensatz zu einigen anderen Ausführungen dieser 60/900mm Teleskope ist bei diesem hier das Tubusrohr etwas kürzer. Die fehlende "Strecke", um mit dem Okular in den Fokus zu kommen, wird dann vermittels des "Trompetenrohrs" - also der auszuziehende Verlängerung im OAZ realisiert. Leider eine Quelle zusätzlicher "Wacklerizität" und auch Abweichung des Okulares von der optischen Achse. Das hätte man besser bleiben lassen sollen.

Schnell war das etwas muffige und auch versiffte Gerät aufgebaut; man kennt sich ja mit diesen Teilen hinlänglich aus. Staub, Dreck und Schmiere mussten erstmal etwas weggemacht werden; auch das Objektiv durfte eine kleine Reinigung erfahren, wie der Zenitspiegel, die Sucher-Optikbestandteile und natürlich auch das 12er Okular. Alles war dreckig - und dann - wieder sauber.

Zur Montierung kann ich getrost den Text verwenden, den ich auch schon bei einem andere 60/900er dieser "Gattung" verwendet habe ... muss da also nicht weiter kreativ werden ;-):
Die Montierung - klar die Bekannte, die den meisten Japan-Geräten dieser Periode beigelegt ist, ist für diesen leichten Tubus durchaus stimmig. Allerdings darf da auch nicht viel mehr "drauf", denn dann wird die Sache instabil. Sie trägt den Tubus mit brauchbarer Stabilität; eventuelles Schwingen darf das Stativ auf seine Kappe nehmen. Ja, und da bin ich bein eigentlich entscheidenden wie überzeugendem Schwachpunkt solcher Geräte: warum baut man ein durchaus wertiges Gerät mit ansprechender Optik (denn die ist echt nicht schlecht), überwiegend gut nutzbarer Montierung ... um dann diese ganze Konstruktion durch ein Zitterstativ zu destabilisieren und damit zu entwerten? Das war damals so ... ja und heutzutage hat man nicht nur nichts daraus gelernt, sondern man treibt es (hersteller- und händlerseitig noch schlimmer ... ). Das ist zum ...    denn das a) entwertet (wie gesagt) die Geräte und b) verlockt zum schnellen Ausstieg aus unserem schönen Hobby.


Hersteller & Händler ... hört endlich auf, den - gern auch als "Einsteigergeräten" bezeichneten - Teleskopen diese Schrottstative mitzugeben. Bei den heutig üblichen Fertigungsmöglichkeiten kann man mir nicht erzählen, daß man (vielleicht für ein paar wenige Euro mehr) nicht auch brauchbare Stative mitgeben kann.


Gut, dann habe ich das Teleskop ja auch schon mal getestet ... Zunächst stand eine fast voller Mond tief im Südosten: Und da war ich doch angenehm überascht, wie schadlos die Optik die lange und vermutlich feuchte Lagerung doch überstanden hat: bei 75x zeigte das Gerät ein "knackescharfes" Bild der fast vollen Mondkugel. Krater und Berge wurden am Terminator plastisch wiedergegeben; das machte Spaß! Auch bei der Nutzung eines vorhandenen 6er Orthos und der dmait verbundenen 150fachen Vergößerung bot sich ein prima Bild. Leider kamen dann aber hier a) Seeing und b) die Wackelstativ-Nummer unangenehm zum Tragen. Weiter zum im SW stehenden Jupiter: Bei 75x gab es in der Dämmerung den Planeten mit den zwei Hauptatmosphährenstreifen sowie zunächst zweien seiner Monde zu sehen. Bei 150fach dann - durch das Gewackel und auch hier das Seeing - ein schwächeres Bild. Ich nahm dann ein 9er Okular für eine 100fache ... das war dann genau richtig: man konnte in Momenten ruhiger Luft auf dem Planetenscheibchen dann schon kleinere Einzelheiten in der Atmosphäre erahnen. Schön! Zum Saturn, der unterhalb des Mondes noch tiefer im SO stand: leider funkte hier erstrecht das Seeing dazwischen: Aber andeutungsweise war schon bei 75x die Cassiniteilung zu erahnen. Richtig zu sehen, leider nicht, dafür zappelte die Luft zu stark. Dieser Eindruck änderte sich auch bei 100 bzw. 150x nicht. Aber ich denke, bei ruhiger Luft dürfte "Cassini" kein Problem sein. Zum Schluss (die Heia rief dann, wegen am nächsten Tag wieder früh aus den Federn Müssens) dann noch zum Doppelstern: Natürlich den langsam ins Sichtfeld rückendem epsilon Lyrae Doppeldoppelten: Und die hat er auch "brav" getrennt; andeutungsweise die weitere Komponente schon bei 75fach, dann beide bei 150x. So soll es sein.

Erstes Fazit: Gutes Gerät auf mangelhaftem Stativ. Brauchbar stabile Montierung, anständige Optik, leider schwacher Sucher, zu der Grundausstattung an Okularen kann ich nichts Genaues sagen; das mitgelieferte K-12er ist auf jeden Fall sehr anständig. Die Optik ist mehr als okay und kann den Rahmen eines 60mm Teleskopes sicher gut ausschöpfen. Wenn man dem "Danubia 60/900mm" ein stabiles Stativ "schenkt", hat man ein sehr anständiges Gerät, was im Bereich der "60mm-Klasse" sicher viel Freude macht.






Danubia Refraktor 60/900mm    Danubia Refraktor 60/900mm   

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