Bresser "Quasar"-Refraktor 80/1000mm

Es gibt in den "Weiten" diverser Kleinanzeigenportale doch immer wieder mal Seltenes und Außergewöhnliches zu entdecken. So ists mir neulich widerfahren ... konnte ich einen alten "Bresser" 80/1000mm Refraktor an Land ziehen. Einfache Bauweise, mit der bekannten Japan-Kaufhausmontierung, die in den 80ern "üblich" war; Okulare aber schon in 1 1/4"-Ausführung (drei Kellner) und ein recht brauchbarer 6x30er achromatischer Finder.

Nun findet man eigenartigerweise so gut wie garnichts über dieses Gerät in Netz ... 80/1000mm ist ja auch nicht üblich. Das sind dann wohl eher 80/900mm bzw. 80/1200mm. Aber schließlich habe ich ein paar Infos in der "Wayback-Machine" gefunden ... auf einem Screenshot vom Dezember 1998 (da war das Netz noch jung ...): Es handelt sich bei diesem Teleskop um den Bresser "Quasar"-Refraktor aus der "Exclusive-Line". Eben 80er Öffnung und die 1000er Brennweite.

Als das Gerät dann kam, war die Neugierde natülich groß. Also schnell aufgebaut und dann einen kurzen (schließlich von Wolken abgebrochenen) Blick gewagt: Bild war gruselig. Große Höfe um die Sterne, allerdings war schon hier zu sehen: der Farbfehler ist relativ gering. Also: Objektiv zerlegen und schauen ... Hier konnte man nun sehen, was "Billigproduktion" war: Fassung aus Kunststoff, Einschraubering aus Kunststoff ... aaaaber dann: das Objektiv: ein DREI-Linser! Damit hatte ich nun nicht gerechnet: ein "2er-Linsenpaket" - wie man es von einem FH gewohnt ist - dann ein Trennring (ca 8mm breit und wieder ... Plastik :-( ) und dann eine dritte - vermutliche - Korrekturlinse.

Okay, dann mal testweise die Korrektorlinse andersherum eingesetzt, Objektiv zusammengeschraubt und: Und ... Bild deutlich besser: die "Höfe" waren nun weg. Da hatte also jemand vorher schon einmal "Jugend forscht" gespielt und die Linsen falsch rum wieder eingesetzt. Allerdings waren dann bei etwas höheren Vergrößerungen andere Fehler zu sehen, die das Bild versauen: Koma und Co. Das scheint wohl etwas die Linsen in der Halterung aus der optischen Achse zu bringen. Also, den Fixierschraubring am Objektiv gelockert und ... siehe da: Sterne können auch Punkte sein :-) Nun mal wieder getestet und auch die Vergrößerung mal auf bis zu 200fach hochgetrieben: e Lyrae war schön als doppelter Doppelter zu sehen. Fein! Na, da geht dann doch was ...
Aber die Dödelmechanik ...was soll sowas? Die Optik scheint so schlecht nicht zu sein; gerade der überraschend geringe Farbfehler hat schon etwas für sich. Leider wurde bei besagter Mechanik gespart, so daß ein optisch vermutlich recht wertiges Gerät dann "unter Wert" auf den Markt kam. Was ich mir da so Recht nicht beantworten kann: warum betreibt man den Aufwand, ein dreilinsiges offensichtlich durchaus aufwändiges Objektiv zu rechnen und bauen, um das dann in eine minderwertige Mechanik einzusetzen? Muß man nicht verstehen.

Die Montierung ist die allseits "Bekannte": die japanische Montierung von "Kaufhausteleskopen" ziwschen 60 und 114mm Durchmesser. Da kann man natürlich keine fulminante Stabilität erwarten: So ist diese Montierung bzw. das Stativ auch "brav" überlastet; es wackelt doch ein wenig zuviel. Wobei ich hier eher das Stativ im Blick habe ... die Holzbeinchen könnten als Anzündeholz im Kamin sicher keinen schlechten Job machen ... Es ist leider immer dasselbe mit den japanischen Geräten dieser Zeit: meist sehr anständige Optiken (ich kenne das gerade von den gekannten 60mm Objektiven) in einer gerne mal wenig brauchbaren Mechanik mit Stativen, die diese Bezeichnung kaum verdienen. Schade. Man muss also selbst irgendwie tätig werden, um diese blöden Defizite auszugleichen.


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