Die Vergrößerung des Teleskopes... gar nicht sooo wichtig!

Ja, hat man sich durchgerungen, ein Teleskop zu kaufen, stellt sich dem unbedarftem Anfänger immer wieder die Frage: "Wie hoch kann ich denn mit dem Gerät vergrößern? Das ist gar nicht einmal so wichtig!
Denn, einerseits braucht man bei astronomischen Beobachtungen häufig garnicht so viel Vergrößerung. Und andererseits setzt die Optik des Gerätes selbst der Vergrößerung natürliche (= physikalische) Grenzen.
Zum ersten Punkt: Es gibt so einige Objekte und auch Konstellationen am Himmel, die entfalten ihre ganze Pracht nicht bei hohen (V größer als 100fach) Vergrößerungen, sondern bei geringeren. Das hat eine ganz einfache Ursache..., nämlich im Okular: Schaut man hier durch, sieht man immer ein kreisrundes Blickfeld mit einer bestimmten Größe. Und nun gibt es Objekte, deren Größe einfach größer ist, als diejenige des im Okular zur Verfügung stehenden Ausschnittes. Hat man nun nur einen kleinen Ausschnitt des Gesamtobjektes im Okular, geht häufig der ästhetische Gesamteindruck flöten. Nur einen Ausschnitt der Plejaden zu sehen gibt eben nicht den tollen Eindruck wieder, den man bei entsprechend geringerer Vergrößerung vorfindet.

Zudem kommt noch die optisch/physikalische Komponente: Man kann nicht bis Ultimo vergrößern und dabei noch erwarten, das man ein herrlich helles und kontrastreiches Bild erhält. Je höher die Vergrößerung, desto dunkler und ab einer bestimmten Vergrößerungshöhe auch kontrastärmer ist das Bild. Zudem schränken die klimatischen Bedingungen (Luftfeuchte, Seeing, Lichtverschmutzung etc.) die Höhe der Vergrößerung weiter ein.
Es gibt eine ganz brauchbare "Daumen mal Pi" Regel, nachder die Maximalvergrößerung zu ermitteln ist: Man multipliziere jeden cm der Objektivöffnung mit 10 bis 15. Dann hat man den optimalen Wert. Selten kann man mal höher vergrößern, dazu ist die Luftunruhe meist viel zu hoch. An solchen seltenen Abenden kann man auch mal bis auf 20 mal pro Zentimeter gehen. Also, z.B. für einen 8cm Refraktor ergäbe dies dann max. 160 fach.


Wie berechne ich denn mal die Vergrößerung?
Teleskopbrennweite (in mm):      Okularbrennweite (in mm):   
Bitte einmal klicken!       Das ist die Vergrößerung:    
Hierzu eine Warnung: Es werden häufiger mal Geräte mit z.T. absurden Vergrößerungen angeboten: z.B. der bekannte 7,6-cm Newton mit 525-facher Vergrößerung.
Ein solches "Angebot" ist bestenfalls nur Verarschung. Anders könnte man das auch als einen vorsätzlichen Täuschversuch bezeichnen, der rechtlich nicht belangbar ist. Denn hier ergibt sich pro Zentimeter ein Multiplikationsfaktor von fast 70!!. Totaler Blödsinn. Man könnte hierzu auch einen anderen Vergleich ziehen: Dazu packe man einen VW-Käfer Motor in einen LKW. Fahren tut der mit diesem Motörchen auch, aber wie...?

Also, lasst Euch nicht über den Schnabel nehmen, wenn Euch irgendjemand mit absurd hohen Vergrößerungen kommt. Das ist unseriös und weckt Hoffnungen, die schlichtweg nicht erfüllbar sind!!

Ich selbst beobachte nur selten mit extrem hoher Vergrößerung. Am meisten Spaß habe ich mit den mittleren Vergrößerungen von 4 bis 8 fach pro cm Objektöffnung (bei 15cm also zwischen 60 und 120facher Vergrößerung). Allenfalls mit Spitzenoptiken kann man da mal nach oben "ausreissen". Wobei hier gilt bzw. gelten sollte: solange die eigenen Augen Freude haben an dem, was sie durchs Okular sehen, solange kann man die Vergrößerung steigern.


Seeing - der Nerv der Sterngucker

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